Neues Stadtmobiliar: Sitzen unter Tauben

Zum Beitrag „Neues Stadtmobiliar: Sitzen unter Krähen“ in der Inselrundschau 2/23 (S. 38-39) schickte uns Dr. Jürgen Gerdes, Naturschutzbeauftragter der Stadt Bamberg, eine Mail und klärt uns aktuell über Rabenkrähen, überwinternde Saatkrähen, heimische Saatkrähen und Tauben am und überm Gabelmann auf.

Sehr geehrter Herr Küffner,

sehr schön und informativ geworden: Ihre neue Inselrundschau, die hier im Amt gerade umläuft! Ich teile in vielerlei Hinsicht ihre Ziele, sich die Stadt als Lebensraum „zurückzuholen“. Ich bin der Ansicht, man sollte dazu auch wildlebende Pflanzen und Tiere einladen. Das kann möglicherweise Konflikte ergeben, und hier muss man im Einzelfall die Interessen austarieren. Leider werden manche Konflikte von den Medien um des Aufsehens willen künstlich zugespitzt.  Wie ich an Ihrem Beitrag „Vom Hainladen und neuen Sitzbänken“ in der Inselrundschau ersehe, führen deren Berichte dann zu irrigen Schlussfolgerungen zu Lasten der Tiere.

Daher zur Richtigstellung: die Krähen am Gabelmann sind Saatkrähen. Es handelt sich um die einzige Brutkolonie in ganz Oberfranken!! Die Kolonie bestand heuer aus 13 Nestern, und sie wird sich auch nicht nennenswert vergrößern können, weil es dort keine weiteren geeigneten Brutbäume gibt. Die Saatkrähen sind nur von März bis Mitte Juni da. Nach der Brut verschwinden sie wieder. Ab Anfang Mai treiben die Platanen aus und bilden einen natürlichen Schutzschirm nach unten.

Der Kot auf den Bänken stammt so gut wie ausschließlich von Tauben, die am Gabelmann genügend Nahrung finden und oft noch gefüttert werden! Sie setzen sich auch auf die weiter unten ansetzenden Äste der Platanen, auf Lehnen oder gar direkt auf die Bänke. Die Krähen halten sich hauptsächlich auf ihren Nestern im oberen Kronenbereich auf (und das wie gesagt nur drei Monate lang).

Die Scharen von Krähen, die sich im Winter abends auf sogenannten Schlafbäumen am Kanal versammeln, sind nicht die brütenden heimischen Saatkrähen, sondern überwinternde Saatkrähen aus Nordosteuropa. Auf diesen Bäumen am Heinrichsdamm und um den Wilhelmsplatz tauchen gelegentlich auch Trupps von heimischen Rabenkrähen auf, bilden aber keine Brutkolonie. Anders als die Saatkrähen sind Rabenkrähen Einzelbrüter. Übrigens kann man beide Arten ganz gut am Schnabelansatz unterscheiden. Die Saatkrähen haben dort einen weißen Saum. Saatkrähen sind streng geschützt, Rabenkrähen nicht (sie dürfen bejagt werden).

Leider haben die Medien noch im Sommer durch die Nennung der Krähen im Titel suggeriert, diese seien für die Verschmutzung der Bänke verantwortlich. Da waren sie aber schon längst nicht mehr da! Nach der Brut verlassen unsere heimischen Saatkrähen die Brutbäume. Es ist auch nicht ausgemacht, dass sie 2024 wiederkehren. In den Vorjahren brüteten sie wechselweise auf dem Gelände der Kläranlage und am Börstig. Wir wissen nicht, was sie dazu bewogen hat, mitten in die Stadt zu ziehen – an einen der belebtesten Plätze der Stadt. Vielleicht weil es gesellige Tiere sind?  

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jürgen Gerdes

Naturschutzbeauftragter
Stadt Bamberg
Klima- und Umweltamt

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